Antike Steinskulpturen>> Geschichte




Zur Geschichte der Skulpturensammlung

Erwerbungen - Bestandspflege - Präsentationen

Im Marstall seit 1688, im Kunsthaus 1696-1779

Im Museum Fridericianum 1779-1807

Im Musée Napoléon 1807-1815

Wieder im Museum Fridericianum 1816-1912

Im Hessischen Landesmuseum 1913-1935

Im Landgrafenmuseum 1935-1939

Wieder im Hessischen Landesmuseum 1948-1973

Seit 1973 im Schloss Wilhelmshöhe

documenta-Halle 1998-2000

Wieder im Schloss Wilhelmshöhe seit 2000/2001



Im Marstall seit 1688, im Kunsthaus 1696-1779

Die ersten antiken Marmorwerke kamen 1688 in die Kasseler Antikensammlung1. Hessische Truppen waren vertraglich 1687 von Landgraf Karl von Hessen-Kassel (1670-1730) für zwei Jahre der Republik Venedig zur Verfügung gestellt worden, um gemeinsam mit den übrigen europäischen Truppenkontingenten unter Venedigs Führung den Kampf gegen das expandierende osmanische Reich auch auf das griechische Festland und die Peloponnes (Morea) auszudehnen2. Sie brachten ihrem kunstsinnigen und leidenschaftlich sammelnden Landesherrn außer einigen Bronzestatuetten und Münzen marmorne Reliefs [Kat.5.1 5.2 5.4 7.3 , verschollen Sk 43 und Inschriftenstelen Kat.6.1 6.2 6.3 ] aus Griechenland mit3, die zunächst in der Antiquitätenkammer des Marstalles und ab 1696 in der Sculptura-Kammer des Kunsthauses (Ottoneum) untergebracht waren4. Da Angaben über die Fundstätten bzw. Herkunft der Objekte fehlen, können die möglichen primären Standorte in Athen und Attika (Artemis Agrotera-Heiligtum, Artemis Munychia-Heiligtum, Asklepieion, Brauroneion, Diogeneion, Pankrates-Heiligtum etc.) nach heutigem archäologischem Kenntnisstand in den Katalogtexten nur unter Vorbehalt angesprochen werden. Die erste wissenschaftliche Bearbeitung und Publikation galt 1752/54 den griechischen kaiserzeitlichen Inschriften [Kat. 6.1. 6.3] durch den Göttinger Altertumswissenschaftler J. M. Gesner5. Antike Marmorskulpturen hat Landgraf Karl anscheinend weder auf seiner gründlichst vorbereiteten Italienreise im Winter 1699/1700 noch in Kassel für seine Kunstsammlung erworben.6

Der nächste Zuwachs ist 1750 zu verzeichnen. Auf der Auktion der Sammlung des Grafen J. H. van Wassenaer Obdam7 in Den Haag im August 1750 ließen Karls Sohn Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel (1730-60) und Enkel Erbprinz Friedrich durch den Rat J. Arckenholtz 101 Objekte ersteigern8, darunter 16 Marmorskulpturen [antik: Kat.4.11 4.13 8.4 11.2 12.1; antikisierend: Kat.12.1 12.2 12.3 12.7 . 12.8. 12.10 12.11; verschollen/zerstört: Sk 48/49, F 363/364, s. Register Den Haag 1750]. Die Objekte, sämtlich ohne Provenienzangaben, wurden offenbar nach altertumskundlichen Interessen und gezielt zur Ergänzung der vorhandenen Sammlung in Kassel erworben. In die Inventarliste hat Arckenholtz zeitgenössische wissenschaftliche Literatur zu den Objekten eingetragen. Die Zusammensetzung der Sammlung Wassenaer aus Antiken, neuzeitlichen Kopien und freieren antikisierenden Objekten entsprach dem Charakter von Antikensammlungen des 17. bis frühen 18. Jhs. insbesondere außerhalb Italiens. Aristokratische wie bürgerliche Sammler, bemüht um Objekte der wenig erforschten, noch unentzifferten ägyptischen und der griechisch-römischen Antike, strebten nahezu gleichrangig nach exemplarischen wie authentischen Beispielen, um die vielseitigen Aspekte des bewunderten Altertums in einiger Vollständigkeit zu dokumentieren und um zur Belehrung und Nachahmung anzuregen9. In der archäologischen Beurteilung zu Beginn des 20. Jhs. stellte M. Bieber kritisch fest, »das Kabinett van Wassenaer-Obdam enthält leider zum größten Teil sichere Fälschungen … und zweifelhafte Stücke …«10. Den Wert einiger antiker, ergänzter und vor allem nachantiker Objekte dieser Sammlung schätzen wir heute höher ein. Neben den archäologischen und kunsthistorischen Bewertungen im Einzelfall hat vor allem das zeittypische Ensemble dieser Ankäufe eine kritische Würdigung wegen seiner kultur- und wissenschaftsgeschichtlichen Bedeutung verdient.

1751 wurde die aus Italien stammende Antiquitätensammlung des Weihbischofs von Hahn angekauft11. Sie enthielt im Wesentlichen zahlreiche Kleinbronzen (Statuetten, Geräte, Schmuck) neben den »üblichen gefälschten Marmorköpfen des Nero, Otho, Domitian, der Sabina etc.«12, die heute leider als verschollen gelten.

Die bedeutendsten Antiken erwarb Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel (1760-85) auf seiner italienischen Reise im Winter 1776/7713. In seiner Verehrung für die antike Kunst und in Kenntnis der archäologischen Entdeckungen und Forschungen bemühte sich der Landgraf schon bei Regierungsantritt, Johann Joachim Winckelmann für den landgräflichen Dienst als Antiquarius und für eine geplante Reise als Rom-Führer zu gewinnen. Zu einer Berufung und Anstellung fern von Rom hat Winckelmann sich nicht bereitgefunden und auch spätere Angebote der Höfe von Wien, Berlin, Dessau und Braunschweig nicht angenommen14. Zwei geplante Italienreisen des landgräflichen Antiquarius Raspe kamen nicht zustande. Die im Anschluss an die Besprechung 1768 mit Cavaceppi über ein Kasseler Studioprojekt beantragte Reise zum Studium und Erwerb von Abgüssen und Antiken lehnte der Landgraf 1769 ab; die 1774 genehmigte Reise trat Raspe nicht an15.

 

Abb. 1 Restaurierungswerkstatt B. Cavaceppi, Raccolta II (1769) Abb. 2 Athena 'Lemnia' [Kat. 1.5], Zeichnung (1767-77, Th. Jenkins?), Slg. Wallmoden, Klebealbum Kielmannsegg

Der Landgraf konnte sich auf seiner langersehnten Italienreise mit der Reisegesellschaft dann in Rom und Neapel (15.01.-25.02.1777) der hervorragenden Fähigkeiten des ihm seit 1745 bekannten, fast gleichaltrigen Hofrates Reiffenstein16 als Cicerone und als Vermittler von Antiquaria bedienen. Dem katholischen Fürsten gewährte Papst Pius VI. eine Audienz und genehmigte die Ausfuhr erworbener Antiken nach Kassel (s. Register Rom 1777). Dafür wurden die römischen Sammlungen und die Werkstätten der Künstler, Restauratoren, Händler von B. Cavaceppi (Abb. 1), A. Chichi, G. Hamilton, Th. Jenkins (Abb. 2), G. Piranesi, J. T. Sergel u. a.17, ferner die Ausgrabungen in Rom und Neapel, Herculaneum, Pompeji, Pozzuoli, Baiae etc. aufgesucht, auch um antike und antikisierende Skulpturen, Reliefs, Graburnen, Kleinkunst, Abgüsse, Nachbildungen, Modelle, Gemälde, Kopien antiker Malereien, Bücher, Stichwerke u. ä. zu kaufen. In Rom diente nach der Abreise der Canonicus Abbate Giordani noch einige Jahre als Agent und Einkäufer für antike Kleinkunst (Statuetten, Geräte). Die erste Sendung von 22 Kisten und Verschlägen gelangte auf dem Seeweg via Livorno über Bremen nach Kassel: »Obige Stücke sind den 18. Aug. 1777 in das fürstliche Kunsthaus [Ottoneum] gebracht worden«18; mindestens bis in das Jahr 1782 erfolgten weitere Lieferungen19.

Im Museum Fridericianum 1779-1807

Friedrichs immense Sammelleidenschaft galt primär der Kunst des Altertums und der zeitgenössischen akademisch-klassizistischen Rezeption. Um die Bibliothek aus dem nicht mehr adäquaten Marstall, die naturalia, artificialia, scientifica aus den diversen Zimmern des Kunsthauses20, die Gipsabgußsammlung, die im Freien aufgestellten Florentiner Bronzenachgüsse antiker Skulpturen und seine Ankäufe unter einem Dach angemessen unterzubringen und zugänglich zu machen, ließ Friedrich II. an der Front des neuangelegten Friedrichsplatzes seit 1769 ein großes Gebäude errichten, das sich vom anfänglich geplanten Bibliotheksbau bis zu seiner Vollendung und Eröffnung 1779 zum enzyklopädisch konzipierten Museumsneubau entwickelte. Das Museum Fridericianum21 mit Bibliothek war viermal wöchentlich vormittags für alle Interessenten geöffnet wie die seit 1775 der Öffentlichkeit zugängliche, 1749-51 errichtete Gemäldegalerie.

 

 
Abb. 3 a Museum Fridericianum, Grundriss des Erdgschosses. S. L. Du Ry - J. C. Müller - G. W. Weise (Kassel 1784)  
   
Abb. 3 b Museum Fridericianum, Erdgeschoss, Saal E, Antike Marmorskulpturen, Zustand bald nach 1891, im Bild J. Boehlau Abb. 3 c Museum Fridericianum, Erdgeschoss, Saal O, Gipsabgüsse von Skulpturen des 4. Jhs. v. Chr., Zustand um 1900

Die neue Konzeption der Antikensammlung zeigte sich in der räumlichen Disposition im Erdgeschoß (Abb. 3 a) des Mitteltraktes: Galerie der antiken Skulpturen [Raum E] rechts des Vestibüls (Abb. 3 b), im anschließenden Eckraum [Raum F] die antike Kleinkunst in Vitrinen (ägyptisch, etruskisch, griechisch-römisch), in einer großen Tischvitrine (antike und rezente Flachreliefs einander gegenübergestellt), in Schränken (germanische und gallische Antiken) und die frei stehenden Korkmodelle antiker Bauten; Galerie der neuzeitlichen Skulpturen [Raum O] links des Vestibüls mit Bronzenachgüssen Florentiner Antiken22, Marmorkopien nach Antiken und antikisierend allegorische Marmorfiguren von B. Cavaceppi23 und J. A. Nahl d. Ä.24, Gipsabgüsse nach Antiken (Abb. 3 c), ferner Marmorbüsten landgräflicher Vorfahren. Die erste Aufstellung beschrieb der auch mit der Einrichtung betraute Architekt S. L. Du Ry25; hier folgt seine Beschreibung der Skulpturengalerie der Antike [Raum E]:

»Vom inneren Vestibül betritt man … durch eine Glastüre die Galerie der Antiken, die 82 Fuß [23,53m] in der Länge, 38 [11,81m] in der Breite und 18 Fuß [5,17m] in der Höhe mißt. Sie wird von zwei Seiten beleuchtet und dreigeteilt durch zwei Reihen dorischer Säulen, die mit rosetten-verzierten Vertiefungen geschmückte Architrave tragen. Zwischen den Säulen sieht man acht schöne antike Figuren aus weißem Marmor sich auf ihren Postamenten erheben, vier auf jeder Seite. Auf der rechten befindet sich ein Paris mit der phrygischen Mütze [Kat. 2.12], der Kaiser Didius Iulianus [Kat. 4.5], Hygieia die Göttin der Gesundheit [Kat. 2.6], und ein Apoll [Kat. 1.21]; auf der linken Seite ein Hercules [Kat. 3.1], eine Minerva [Kat. 1.5], ein weiterer Apoll [Kat. 1.4] und ein Ringer [Kat. 1.7]. Diese acht Figuren sind überlebensgroß und durchweg beachtenswert durch die eindrucksvolle Linienführung und Bearbeitung. Die bekanntesten unter ihnen sind indessen die Minerva aus parischem Marmor [Kat. 1.5], der Didius Iulianus [Kat. 4.5] und der Paris [Kat. 2.12]. Die Pfeiler zwischen den Fenstern [sc. Wandflächen] sind durchweg verziert mit antiken Marmorfiguren, allerdings etwas unter Lebensgröße. Es sind 10 an der Zahl; auf der rechten Seite ein Faun [Kat. 2.11], ein Apoll [Kat. 1.11], ein Iupiter [Kat. 2.5] und zwei Ringer, der eine mit seinen Fausthandschuhen bewehrt [Kat. 1.10], der andere dabei, Öl aus einer Phiole zu gießen, die er in der rechten Hand hält [Kat. 2.10]. Auf den Pfeilern an der linken Wand befinden sich eine Venus mit Muschel [Kat. 1.29], drei Musen [Kat. 1.16-1.17] und eine Minerva [Kat. 2.13]. Auf derselben Seite sieht man noch die Vorderseite eines großen Sarkophags [Kat. 8.7] aus weißem Marmor, geschmückt mit Flachreliefs, die ein Bacchanal darstellen, so bemerkenswert in dieser Art, daß man ihn verzeichnet und selbst gestochen findet in einem der Bände des erklärten Altertums von Montfaucon. Über diesem Sarkophag ist ein Flachrelief [verloren] aus weißem Marmor mit vielen kleinen Figuren, das die Schlacht zwischen Constantin und Maxentius darstellt. Man sieht es noch von beiden Enden dieser reichhaltigen Galerie mit Büsten aus weißem Marmor, Porphyr und einigen aus Bronze, ebenso wie Totenurnen [Kat. 8.1-8.4, verloren Sk 58] und Flachreliefs mit Inschriften [Kat. 6.1, 6.2, 6.4, 8.9-8.15, verloren Sk 69, 73, 73 a]. Einige dieser letzten Stücke stammen aus dem Kasseler Antiquitätenkabinett [sc. des Kunsthauses, Beutestücke aus Athen 1688], allerdings in sehr geringer Zahl [Kat. 6.1, 6.2], ferner Reliefs ohne Inschriften [Kat. 5.1, 5.2, 5.4], denn der größte Teil ist durch S. H. D. in Rom käuflich erworben worden. Ein Altar aus gewöhnlichem Stein von kreisförmigem Grundriss [Kat. 6.6], von zwei Fuß Höhe, 20 pouces Durchmesser ist mit acht Götterbüsten in Flachrelief geschmückt, ein ausgezeichnetes Stück, das seit kurzem in der Galerie ist.

Ich erinnere hier an ein Thema bei den antiken Figuren, auf das ich noch zu sprechen komme. Diese Figuren sind mehr oder weniger völlig restauriert worden26, und ihre durch die jahrhundertelange Lagerung unter der Erde angenommene Farbe hatte sich sehr von dem bestechenden Weiß moderner Figuren aus carrarischem Marmor entfernt; aber diese Mängel, die das nicht belehrte Volk zu bemerken glaubt, bedeuten nichts in den Augen der Kenner. Sie wissen, daß dies allgemein bei allen antiken Werken dieser Art der Fall ist, und daß kaum eine griechische oder römische Figur existiert, die völlig erhalten gefunden wurde. Umgestürzt durch Erdbeben, durch den Zorn der Soldaten in den zerstörerischen Kriegen, oft selbst durch den falsch verstandenen Eifer der ersten Christen, sind sie mehr oder weniger verstümmelt. Als man den farnesischen Herkules [Kat. 1.22] fand, fehlten ihm beide Beine; die Flora desselben Namens wurde entdeckt ohne Arme und Kopf, und die Venus von Medici [Kat. 12.4] war nicht weniger unvollständig; dennoch leben diese Hauptwerke der Kunst - obwohl restauriert - nicht weniger genau in der Vorstellung der Kenner, die sie sich aus den schönen antiken Resten herleiten zu der Vollkommenheit, die die Figur gehabt haben muß, als sie der Künstler aus den Händen gab«.

Diese klare Trennung war neu; sie offenbart einen wissenschaftlichen Anspruch, der das echte Antike von der Nachbildung, auch von einem getreuen Abguss, unterschied27. Von gleich hohem Rang und bedeutender Wirkung dürfte die freiräumige Präsentation der großen Skulpturen in den Interkolumnien der Säulenreihen gewesen sein; lediglich die kleineren Skulpturen standen nach alter Galeriepraxis vor den Wandflächen zwischen den Fenstern. Über die inhaltliche Disposition der Skulpturen in der Antikengalerie fehlen Nachrichten; immerhin lassen sich einige thematische Gruppierungen anhand der damaligen Benennungen der Figuren spekulativ erschließen: Die drei ›Musen‹ [Kat. 1.16-1.18] standen benachbart dem ›Musenführer‹ Apollon Lykeios mit Leier [Kat. 1.21] und der musischen ›Wissenschafts- und Kunstführerin‹ Athena [Kat. 1.5]; ›Herkules mit Spindeln bei Omphale‹ [Kat. 3.1] und vis-à-vis ›Paris‹ [Kat. 2.12] könnten am Beginn des Saales als Heroen im bezaubernden Bann der Liebesgöttin Aphrodite gedeutet worden sein, zumal die ›Venus mit der Muschel‹ [Kat. 1.29] neben dem ›Hercules‹ platziert war, während bei dem Paris in Hirtentracht der bukolische ›Faun mit Flöte‹ [Kat. 2.11] stand; die großen Heilgötterstatuen Hygieia mit Schlange [Kat. 2.6] und Apollon mit Köcher und Bogen [Kat. 1.4] folgten einander, ihnen und - insbesondere Apollon auch als Schutzgott der Gymnasien und Palästren - seitlich zugeordnet waren die kleineren jugendlichen Sportler ›Boxer‹ [Kat. 1.10] und ›Salber‹ [Kat. 2.10] und im Interkolumnium vis-à-vis stand der große erwachsene ›Ringer‹ oder ›Gladiator‹ [Kat. 1.7].

      

Abb. 4 Gründungsmedaille (Rv), Société des Antiquités Kassel 1777 (1780) mit Fassade des Museum Fridericianum Abb. 5 J. J. Winckelmann. Bronzebüste 1777. F. W. Doell - L. Valadier. Inv. F 466.

Unmittelbar nach der Rückkehr aus Italien gründete Friedrich II. am 11. April 1777 die Société des Antiquités (Gesellschaft der Altertümer/Antiquarische Gesellschaft)28, die nach Ausweis der im Jahre 1777 entworfenen Gründungsmedaille (Abb. 4) in enger Verbindung zum Museumsneubau steht; denn auf der Medaillonrückseite führt Minerva vor der Fassade des neuen noch nicht fertigen Museums einen Knaben zu den Altertümern29. Die Gesellschaft erhob den Anspruch, dass in Vorträgen30, samstags zweiwöchentlich, und in auszuschreibenden wissenschaftlichen Preisaufgaben die wissenschaftliche Bearbeitung, wie sie in anderen Disziplinen erreicht war, auf dem Feld der antiken Kunst angewandt werden sollte. Die erste Preisaufgabe lautete: L’Eloge de Mr Winckelmann, dans lequel on fera entrer le point il a trouvée la Science des Antiquités, et à quel point il l’a laissée. Die in Deutsch verfasste »Lobschrift auf Winkelmann« von Chr. Gottlob Heyne 1778 mit konkreten Anleitungen zum archäologischen Studium erhielt den Preis und wurde von der Société 1780 in Französisch gedruckt; die von J. G. Herder eingereichte Schrift »Denkmahl Johann Winckelmann’s« wurde als »mediocre« eingestuft und erstmals 1881 veröffentlicht31. Der Vertraute Winckelmanns in Rom, Rat Reiffenstein, schickte statt einer Lobschrift an die Société mit Brief vom 21.08.1777 die Bronzebüste Winckelmanns (Abb. 5) aus Rom, die in dem Versammlungsraum der bis 1808 bestehenden Gesellschaft aufgestellt war32. Die Vorträge in der Gesellschaft über antike Figuren33 behandelten vor allem mythologisch-literarische Themen; die Kasseler Skulpturen fanden darin nur äußerst selten Berücksichtigung im Sinne Winckelmannscher Kunstbetrachtung und -geschichte, wozu der Landgraf nachdrücklich aufforderte.34

Im gleichen Jahr führte S. L. du Ry in seiner programmatischen Festrede anläßlich der Neugründung der Maler- und Bildhauerakademie am 18. Oktober 1777 vor Mitgliedern und Interessenten folgendes aus: »… Sie werden in dieser Stadt alle Hilfsmittel finden, die ihnen notwendig sind. S. H. Durchlaucht, Ihr erhabener Beschützer, wird Ihnen seine Kunstschätze öffnen; er gestattet Ihnen, die schönen Bildwerke zu zeichnen … Diese Bildwerke sind Abgüsse der berühmtesten antiken Figuren, die es gibt, und Sie haben vor kurzem antike Originalstandbilder schönsten Stils ankommen sehen, die Ihr Landesherr in Rom erworben hat. Diese Standbilder im Verein mit den schönen, nach den geschätztesten Antiken der Galerie in Florenz gegossenen Bronzefiguren, bieten die schönsten Vorbilder für Ihr Studium. Die Betrachtung dieser verschiedenen kostbaren Stücke, deren Schönheiten Ihre Herren Direktoren Ihnen erklären werden, wird Sie frühzeitig daran gewöhnen, die Vollkommenheit des antiken Stils zu schätzen, und diejenigen unter Ihnen, die durch ihren Fleiß die Bevorzugung erlangen, in Italien zu reisen, werden mit um so größerem Nutzen die schönen Sammlungen dieser Art besichtigen, die Rom und Florenz besitzen …« (Übersetzung H. Knackfuß35).

Seit der Eröffnung des Museum Fridericianum im Laufe des Jahres 1779 konnten die empfohlenen Vorbilder in den Sälen E und O erstmals ausgezeichnet studiert werden. Der Wahlspruch DOCENT ET OBLECTANT (lat.: sie lehren und erfreuen) über der skulpturengeschmückten Attika auf der Gründungsmedaille bekundet die Bestimmung des Museums insgesamt als einer europäisch orientierten, sinnlichen Enzyclopädie für die gesamte Öffentlichkeit und Fachwelt36. Mit der Skulpturensammlung konnte Kassel sich nun museologisch zu den bedeutenden Einrichtungen in Deutschland37 und Europa38 zählen.

Die erste wissenschaftliche Arbeit über 17 antike Statuen im Museum Fridericianum veröffentlichte D. Tiedemann39 in drei aufeinanderfolgenden, unbebilderten, lateinischen Schriften, den Dissertationes, am Collegium Carolinum in Kassel (Tiedemann 1779-80). Darin werden die Benennungen diskutiert, dann Größe, Gestalt, Zustand (antik; zusammengesetzt oder ergänzt; zugehörig?) und figürliche Bestandteile einschließlich der Attribute beschrieben, ferner vergleichbare Figuren nach zeitgenössischer Literatur zitiert, die Kenntnis der Slg. Wallmoden angegeben, kunstgeschichtliche Zuordnungen (griechisch, römisch, Künstler) versucht und vor allem mythologisch-literarische Exegesen zu den antiquarischen Details und zum Wesen wie Thema der Figuren ausgeführt. Tiedemanns Leistung blieb die einzige archäologische Bearbeitung und Veröffentlichung in Kassel bis zur ebenfalls unbebilderten Publikation von Völkel (1818) und dürfte auch für die Publikationen der Kasseler Skulpturen im Musée Napoléon zweckdienlich gewesen sein.

Im Musée Napoléon 1807-1815

Das Museum Fridericianum wurde im November/ Dezember 1806 von vielen französischen Militärs mit Interesse und Gefallen besucht, deren Truppen Hessen im Oktober 1806 besetzt hatten. Landgraf Wilhelm IX. (1785-1821), seit 1803 Kurfürst Wilhelm I., war nach dekretierter Absetzung aus Kassel geflohen, das zur Residenz des Königreiches Westfalen 1807-13 unter Jérôme Bonaparte (1784-1860) erhoben wurde40. Vom 4.-26. Januar 1807 visitierte D.-V. Denon41 die Kasseler Museen, begleitet von seinem Sekretär Perne und dem Maler B. Zix sowie in Anwesenheit des Grafen von Bohlen, um wie bereits in anderen norddeutschen Residenzen Kunstsachen im Auftrage Napoleons für das Pariser Musée Napoléon auszuwählen und abzutransportieren42. Dazu gehörten laut Denon auf ausdrücklichen kaiserlichen Befehl auch alle Statuen der Kasseler Antikengalerie - zum Entsetzen des Antiquarius L. Völkel43. Nach der ersten Einnahme von Paris durch die Alliierten und Napoleons Abdankung konnte Völkel im April/Mai 1814 als Mitglied der Kasseler Kommission unter den nach Frankreich entführten Kunstwerken, Büchern und Stichwerken auch die ausgestellten Skulpturen im Salle de Diane (Abb. 6) und im Salle des Fleuves44 des Louvre dank exakter Abgabe- und Übernahmeprotokolle45 identifizieren und reklamieren.

 

 
Abb. 6 Musée Napoléon, Saal der Diana 1807 mit Kasseler Skulpturen. B. Zix - Ch. Normand  

Lobend konstatierte Völkel46: »Schmerzlich war freylich für jede deutsche Hauptstadt der Verlust ihrer Kunstwerke gewesen, aber doch hatte ihnen weder die Wanderung noch der Aufenthalt in dem neuen Schauplatze Nachtheile gebracht. War auch manches nicht vorsichtig genug gepackt gewesen und nicht unversehrt hingekommen, so fanden sich geschickte Künstler genug, das Beschädigte wieder auszubessern und das Abgelöste wieder anzufügen. Durch die neue Restauration hatte wirklich eine und die andre Antike ein besseres und gefälligeres Ansehn gewonnen: die Fugen der wieder angesetzten neuen Theile waren sorgfältiger verstrichen, so daß sie weniger ins Auge fielen, und der überzogene Firniß, womit zugleich das Neue und Glänzende des Marmors an den Ergänzungen eine dem Alten ähnlichere Farbe erhalten hatte, theilte dem Ganzen einen gleichern Ton mit, und milderte das Abstechende zwischen dem Modernen und Antikem. Nun nutzten geschäftige und gut bezahlte Zeichner den neuen Zuwachs zur Vermehrung der verschiedenen Kupferwerke, die unter dem Namen von Monuments oder Galerie du Musée Napoléon oder Musée erschienen, und hiedurch sowohl als durch beygefügte Beschreibungen und Kritiken manches unbekannte oder nicht genug gewürdigte Kunstwerk den ihm gebührenden Ruhm, wenn auch der Ort, woher es genommen war, fast immer verschwiegen oder nicht genau angegeben wurde. Ja die Deutung von manchem wurde sicherer und richtiger durch die leichtere Vergleichung ähnlicher Monumente, welche hier zusammentrafen. Verkannte Bildnisse insbesondere empfiengen jetzt ihren wahren Namen oder die bisherige muthmaßliche Benennung wurde als grundlos erwiesen.« Erst im Oktober 1815 wurde das Kunstgut in Paris verpackt und erreichte unter Escorte am 1. November Kassel, freudig begrüßt von der Bevölkerung und dem zurückgekehrten Landesherrn47. Für die in Paris verloren gegangenen sieben Marmorobjekte wurde Ersatz geleistet [Kat.1.9 4.9 . 11.1. s. Register Paris 1815]. In Kassel hat der Bildhauer J. Chr. Ruhl 1816 durch den Rücktransport entstandene Schäden beseitigt und die Skulpturen gereinigt und gesockelt48. Vermutlich wurden die Skulpturen wieder an ihren Standplätzen von 1779 im Museum Fridericianum aufgestellt.

Eine besonders folgenreiche Innovation stellten die diversen Pariser Publikationen dar, die sich je nach Umfang und Ausstattung an die Besucher aus allen Teilen der französischen Gesellschaft richteten. Sie enthielten eine Einführung in die Sammlungsgeschichte und in die Zusammenstellung in den Sälen und kurze Beschreibungen (Titel, Benennung, Material, Zustand) sowie Deutungen der ausgestellten Kunstwerke, bisweilen pauschale Herkunftsangaben wie »On doit cette statue aux conquètes de la Grande Armée en 1806«, aber keine Maßangaben. Damit konnte sich der Besucher ohne Führungsperson vor den nur mit einer Nummer versehenen Exponaten immerhin selbständig über das Kunstwerk informieren. Dies war hilfreich angesichts des immensen, vielfältigen und ständig vermehrten Ensembles an Kunstwerken, die Denon, auch ›l’œil de Napoléon‹ genannt oder mit dem Spitznamen ›M. Prenons‹ bedacht, infolge der stürmischen Eroberungen im besetzten Europa im Auftrage des Kaisers kontinuierlich beschaffte und zu dessen Ruhm in dem von 1803 bis 1814 Musée Napoléon benannten Louvre in Paris zur Schau stellte.

Neben den preiswerten unbebilderten Schriften erschienen aufwändigere Veröffentlichungen mit maximal ganzseitigen Abbildungen (Stiche nach Umrisszeichnungen) ebenfalls in hohen Auflagen und mit Supplementen für die Neuzugänge und für neu eingerichtete Säle. Von den 19 Kasseler Skulpturen sind 15 in den Pariser Publikationen (Abb. 7 a-f) bis zu viermal reproduziert.49

 

Abb. 7 a Hygieia [Kat. 2.6] Landon II 1 Taf. 40 Abb. 7 b 'Paris' [Kat. 2.12] Filhol VIII Taf. 510 Abb. 7 c Athena 'Lemnia' [Kat. 1.5] Landon II 1 Taf. 56
     
Abb. 7 d Kasseler Apollon [Kat. 1.4] Landon II 2 Taf. 30 Abb. 7e Apollon Lykeios [Kat. 1.21] Filhol VIII Taf. 566 Abb. 7 f 'Didius Iulianus' [Kat. 4.5] Filhol X Taf. 678
Abb 7a-f Kasseler Skulpturen publiziert im Musée Napoléon 1807-1815

 

Wieder im Museum Fridericianum 1816-1912

Die muttersprachlichen und illustrierten Publikationen in Paris waren für Völkel der Anlaß, endlich auch für den von ihm betreuten Bestand antiker Skulpturen eine deutsche Beschreibung zu liefern. Zu einer vollständigen und eigenständigen Buchpublikation kam es leider nicht. Völkel führte dafür pauschal »die beträchtlichen Kosten für den Rücktransport, das Wiederaufstellen, Reinigen und das Wiederansetzen der im Transport abgegangenen Theile«50 ins Feld. Wahrscheinlicher als Geldmangel dürfte aber das kurfürstliche Desinteresse an Wissenschaft und Kunst in seinen Museen einer eigenen bebilderten Publikation im Wege gestanden haben, für die nach französischem Vorbild in Kassel an der Akademie seit 1777/79 ausgebildete und vorhandene Künstler als Zeichner für Stichvorlagen hätten beauftragt und finanziert werden müssen. Völkel konnte seinen 1. Textteil über acht Statuen51 mit Beschreibungen, »die wegen Mangel eines Kupferstichs umständlicher seyn mußten«52 und daher Verweise auf die Pariser Abbildungen enthielten, und mit neuen Aussagen über Stil, Repliken, Marmorkopien in Nachahmung originaler Bronzewerke etc. lediglich in der Göttinger Zeitschrift publizieren. Die angekündigte Fortsetzung unterblieb, da die Zeitschrift nach dem Wechsel des Herausgebers F. G. Welcker (1784-1868, in Göttingen seit 1816) an die Universität Bonn 1819 ihr Erscheinen einstellte.

Die einzige Vermehrung der Sammlung antiker Skulpturen seit 1785 und während des 19. Jhs. waren die drei Ersatzobjekte aus Paris 1815. In dem »Kurstaate fehlte die Sonne, um [dem Museum Fridericianum] zu neuem Blühen zu verhelfen«, so Böhlau53. Seitens der nicht unvermögenden Kurfürsten bestand bis 1866 kein Interesse an den wissenschaftlichen und musealen Entwicklungen der Archäologie im 19. Jh. Ein autarkes Bürgertum, das diesen Mangel der aristokratischen Eigentümer durch ein eigenes kulturelles und finanzielles Engagement hätte ausgleichen können, existierte in Kassel noch nicht. Die Gesellschaft der Altertümer (1777-1808) mit ihren auch bürgerlichen Mitgliedern war nach der Rückkehr der Kunstwerke aus Paris 1815 nicht reaktiviert worden. Die Einverleibung von Hessen-Kassel durch die preußische Regierung 1866 bescherte dem Museum Fridericianum zwar den schmückenden Titel ›Königliches Museum‹, legte aber für das nun preußische Provinzialmuseum fest, dass seine Bestände für abgeschlossen zu gelten und nur als Lehrsammlungen zu wirken hatten. Die entscheidende Zuständigkeit für Bauangelegenheiten, für Etatfragen (Personal, Sachmittel, Erwerb) und für Konzeption und Gliederung der Sammlungsbestände behielt die preußische Regierung und die mit der musealen Expansion in Berlin befasste Generaldirektion. Immerhin gelang es dem ersten archäologischen Kustos nach Völkel, E. Pinder 1868-90, durch intensive und ausdauernde Bemühungen, die historische Abgußsammlung antiker Skulpturen entscheidend zu erweitern54.

Die Skulpturen befanden sich am Ende des 19. Jhs. noch im restauratorisch ergänzten Zustand nach dem archäologischen Wissensstand des 18. Jhs. Nach der Rückkehr von der Samosgrabung widmete sich der Archäologe J. Böhlau55 im Einvernehmen mit dem Direktor des Museums Fridericianum und der Gemäldegalerie, O. Eisenmann, sowie Förderern und Wissenschaftlern einer Neukonzeption für das Museum Fridericianum, um der Landesbibliothek den dringend benötigten zusätzlichen Raum zu verschaffen und um die enzyklopädische Sammlungsstruktur durch den Schwerpunkt hessischer kulturhistorischer Zeugnisse der Vor- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart zu aktualisieren und zu erweitern. Eine erste Nachricht bekundet die Reinigung der Marmorstatuen und die Abformung einer Skulpturenauswahl durch die Gipsformerei der Berliner Museen56. Die umfangreichen internen Planungen zur Neugliederung und Unterbringung führten 1906 endlich zu den Beschlüssen in Kassel und in Berlin - dank der freundlichen Einstellung Kaiser Wilhelms II. gegenüber Kassel -, das Museum Fridericianum ausschließlich der Bibliothek zu überlassen und ein neues Museum für alle kunst- und kulturgeschichtlichen Teile zu errichten.

Für die notwendige Restaurierung der antiken Marmorskulpturen war der in den Berliner Museen tätige Restaurator Freres nur für eine kurze Begutachtung über Ausführung und Umfang 1910 abkömmlich. Die restauratorische Arbeit während der Sommermonate in den unbeheizbaren Sälen des Erdgeschosses des Museum Fridericianum übernahm 1912/13 der Münchner Bildhauer Chr. Nüßlein57. Für die archäologische Betreuung und zukünftige Katalogabfassung hatte Böhlau die Archäologin M. Bieber58 gewonnen.

Im Hessischen Landesmuseum 1913-1935

Das zur 1000-Jahrfeier Kassels eröffnete Königliche Museum Fridericianum (Hessisches Landesmuseum)59 nahm in der basilikalen Antikenhalle (Abb. 8 a) im Zentrum des Erdgeschosses die restaurierten und neu gesockelten Skulpturen auf (Abb. 8 b). Die ausgezeichneten archäologischen Leistungen, die sorgfältige Restaurierung und die hervorragende Photodokumentation, wohl von 1913/14, im neuen Museum bildeten die Voraussetzung für den Druck des Bestandskataloges von M. Bieber60. Die Publikation galt in Text, Abbildungen (Lichtdrucktafeln), Format und Druck sofort als mustergültig und bewährte sich Jahrzehnte als Vorbild für Bestandskataloge.

 

 
Abb. 8 a Hessisches Landesmuseum, Grundriss des Erdgeschosses, 1913  

 

 
Abb. 8 b Hessisches Landesmuseum, Erdgeschoss, Antikensaal ('Basilika') 1913  

 

Die großen Skulpturen standen als Solitäre vor breiten Wandpfeilern im fast sakral inszenierten Antikensaal, beleuchtet durch steil von oben einfallendes, stark gedämpftes Licht der Obergadenfenster. Kleinere Skulpturen nahmen die Nischen der ›Seitenschiffe‹ auf, indirekt beleuchtet durch schräge Pultdächer. Der gesuchte »feierliche Ausdruck, die weihevolle Stimmung«61 in dem an römische skulpturengeschmückte Thermenanlagen erinnernden Antikensaal ließen die antiken Plastiken im Verhältnis zum großen leeren Hallenraum etwas verloren und vereinsamt erscheinen.

Zu diesem Eindruck trug die Trennung der Abgüsse, Nachgüsse und neuzeitlichen Nachbildungen der Skulpturensammlung und deren Unterbringung in anderen Gebäuden und Sammlungen bei62. Die akademisch-klassizistische Idee des räumlichen Nebeneinanders von Antike und Antikenrezeption im Museum Fridericianum war der historistischen Konzeption eines Kunstgewerbemuseums gewichen, in welchem der antiken Kunst zwar eine herausragende Vorbildfunktion zugedacht, aber die Rezeptionsgeschichte der Bildhauerkunst ausgeklammert war.

Im Landgrafenmuseum 1935-1939

Seit 1934 nahmen die Überlegungen Gestalt an, das Landesmuseum noch stärker auf die hessisch bodenständige Kulturgeschichte auszurichten. Die Sammlungen, die nicht originär in Hessen gefertigt oder hessischer Herkunft waren, aber »sich natürlich Bürgerrecht im Lande ersessen und auch geistige Bestrebungen früherer Zeit sichtbar zu machen hatten«63, wurden aus dem Landesmuseum in das Landgrafenmuseum64 an der Schönen Aussicht überführt. Die Statuen der griechischen Götter nahmen 1935 der tonnengewölbte Stucksaal mit Oberlicht (Abb. 9 a) und angrenzende klassizistische Galerien mit raumhohen Bogenfenstern auf; diese lichtdurchfluteten nach Süden gerichteten Räume im Innenhof des Prinz-Wilhelm-Palais werden dem jungen Leo von Klenze als Architekten am Kasseler Hofe des Königs Jerôme Bonaparte zugeschrieben.

 

Abb. 9 a Landgrafenmuseum, Skulpturensaal Götter, 1935 Abb. 9 b Landgrafenmuseum, Römische Skulpturen im Erdgeschoss NO-Flügel, 1938-39

In den 1937/38 sanierten Galerieräumen im Erdgeschoss des NO-Flügels konnten die römische Idealplastik (Abb. 9 b), Marmorporträts, Stelen, Urnen und Reliefs zwar noch aufgestellt werden, mussten aber vor Kriegsausbruch 1939 schon wieder eingepackt und in Bergungskeller verbracht werden. Die neue, aber kurzlebige Konzeption von H. Möbius und Landgraf Philipp für das Landgrafenmuseum vereinte in historisierend restaurierten Räumen des sanierten Palais die 1866 verstaatlichte Antikensammlung mit den von Prinz Philipp für die Hessische Hausstiftung seit den zwanziger Jahren des 20. Jhs. erworbenen Antiken. Diese neue, bedeutendste deutsche private Sammlung wurde in Abstimmung mit H. Möbius mit dem Ziel geschaffen, den ehemals landgräflichen, klassizistisch geprägten und 1866 verstaatlichten Bestand an Idealplastik und Kleinbronzen durch eine neue landgräfliche Sammlung von Vasen, Terrakotten und Kleinkunst sowie durch eine repräsentative Sammlung antiker Marmorporträts zu einer umfassenderen Antikensammlung entsprechend dem archäologischen und museologischen Wissensstand des 20. Jhs. zu erweitern. Zu einer wissenschaftlichen Gesamtbearbeitung und eigenständigen Publikation der hinzugewonnenen Skulpturen der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel [Kat.1.25 1.37 1.38 2.16 3.6 4.1 4.6. 4.25. 10.1 10.3] und der Hessischen Hausstiftung in Fortsetzung des Bestandskataloges (Bieber 1915) kam es angesichts der steten Neuzugänge für die Hausstiftung und der von 1934 bis Ende 1938 währenden Bausanierung mit schrittweiser Einrichtung fertiger Räume nicht mehr65. Nach der 1935 erfolgten Eröffnung des ersten Museumsabschnittes fand die für 1939 geplante Gesamteröffnung ebenfalls nicht mehr statt. Die magazinierten Skulpturen wurden nach dem ersten verheerenden Bombenangriff und der Zerstörung des Museum Fridericianum im September 1941 aus der Stadt in den Keller von Schloss Wilhelmshöhe transportiert, wo sie bei der Bombardierung im Januar 1945 und dem Einsturz aller Geschosse des Mittelbaus bis in den Keller beträchtliche Schäden erlitten.

Wieder im Hessischen Landesmuseum 1948-1973

Nach der ausgräberischen Bergung der Skulpturen aus der Schlossruine und provisorischer Reinigung konnte 1948 die erste Ausstellung einer Antiken-Auswahl aus dem staatlichen Bestand und dem Besitz der Hessischen Hausstiftung im Erdgeschoss des Landesmuseums präsentiert werden66. Mit der Entscheidung des Landgrafen Philipp, den Kunstbesitz der Hessischen Hausstiftung in dem zu sanierenden Schloss Fasanerie museal und memorial öffentlich zu machen67, verlor die Skulpturensammlung in Kassel 1951 die bedeutendste Erweiterung des 20. Jh., welche diese Leihgaben antiker Plastik darstellten. Für die erste staatliche Neuerwerbung [Kat. 3.2] sorgte 1957 A. Greifenhagen68. Ihren qualitativ wichtigsten und größten Zuwachs [Kat.1.3 1.6 1.23 3.3 . 4.4. 4.16. 5.3. 8.8] hatte die Antikensammlung in der kurzen Periode unter Kustos E. Berger 1960/61 zu verzeichnen69. Den Verlust der Leihgaben der Hessischen Hausstiftung konnten diese Ankäufe zwar nicht ausgleichen, doch hätten sie den prägnanten Auftakt zu einer zukünftigen Erwerbungspolitik bilden können.

 

 
Abb. 10 Hessisches Landesmuseum, 1. Obergeschoss, Skulpturenraum, 1973  

Zugleich zog eine Auswahl der Skulpturensammlung nach mehreren temporären Aufstellungen im Erdgeschoss in zwei Räume im Obergeschoss des Landesmuseums um. Dieses weitere Provisorium sollte die künstliche Beleuchtung von Skulpturen erproben, deren dauerhafte Unterbringung in anderen Gebäuden geplant wurde. Das monotone und starre Kunstlicht erwies sich als entschieden nachteilig im Wettbewerb mit dem dynamischen und wandernden Tageslicht, um die Plastizität und Modellierung der Skulpturen wahrzunehmen. Daraus resultierte die Forderung Bergers und ihm nachfolgender Kustoden, Antike Steinskulpturen wieder im Tageslicht zu präsentieren. Das Ausstellungsprovisorium (Abb. 10) währte bis 1973. R. Lullies70 veranlasste 1963-65 die Neusockelung einiger ausgestellter Marmorskulpturen und das chemische Reinigen sowie das Aufrichten von drei seit 1939 liegenden Statuen71. Da den Staatlichen Kunstsammlungen Kassel trotz intensiver Bemühungen der Direktion ein angemessener Etat für Ankäufe und Ausstellungen versagt blieb, verstärkte Lullies den Zuwachs im staatlichen Bestand [Kat.2.1 4.8 4.15 4.19 4.22 12.6 ] mithilfe großzügiger Leihgaben der Sammlung Peter und Irene Ludwig, Aachen [Kat.7.1 7.4 ]. Zugleich förderte Lullies die wissenschaftliche Bearbeitung und Dokumentation von Sammlungsbeständen im Hinblick auf den Beschluss von 1962, die Antikensammlung und die von E. Herzog konzipierte Gemäldegalerie Alte Meister im wieder aufzubauenden Schloss Wilhelmshöhe unterzubringen.

Seit 1973 im Schloss Wilhelmshöhe

Die gründliche Erfassung und Sichtung des Museumsbestandes im Frühjahr 1973 ergab, dass der Erhaltungszustand der ausgestellten, magazinierten und verstreuten Skulpturen eine grundlegende Restaurierung dringend erforderlich machte, um den Bestand vor weiterem Verlust, Zerfall oder fortschreitender Beeinträchtigung zu bewahren und um eine repräsentative Auswahl angemessen ausstellen zu können. Mit einem zeitlich parallel zu erstellenden Einrichtungsplan der Antikensammlung in Schloss Wilhelmshöhe (Ausstellung im Erdgeschoss Mittelbau und nördlichen Verbindungsbau, Magazin im Kellergeschoss, Restaurierungswerkstatt nicht vorgesehen) wurden in München und Basel neu ausgestellte Antikensammlungen und deren Restaurierungswerkstätten besucht, um deren umfangreiche Erfahrungen bei der Restaurierung (Verfahren, bewährte Bildhauer bzw. Restauratoren für Marmor, Einrichtung und Ausstattung einer Werkstatt, Materialbeschaffung) und Präsentation von Skulpturen in Ausstellungsräumen kennenzulernen. Denn in Kassel standen wie schon 1910/13 weder Fachkräfte noch Werkstatt dafür zur Verfügung. Nach konstruktiver Beratung mit externen Fachkollegen und geeigneten Restauratoren entstand ein zügig im Rahmen der Baumaßnahme genehmigter Arbeits- und Kostenplan, der im Juli 1973 den Abbau und Transport der Skulpturen vom Hessischen Landesmuseum zum Schloss Wilhelmshöhe unter fachkundiger Leitung und dort die Einrichtung einer provisorischen Arbeitsstätte ermöglichte. Dank dieses vorzüglichen freiberuflichen Restauratorenteams72, das 1962-72 die Münchner Skulpturensammlung restauriert und die Aufstellung bis zur Eröffnung 1972 fachlich betreut hatte, und dank seiner Bereitschaft zum wöchentlichen 6-Tage-Rhythmus sowie seiner genialischen Improvisationkünste zur Bewältigung unzulänglicher Arbeitskonditionen gelang es, Kasseler Hauptwerke vom Sommer 1973 bis Frühjahr 1974 zu restaurieren, sockeln, montieren und zur feierlichen Eröffnung von Schloss Wilhelmshöhe am 3. April 1974 zu präsentieren. Die Restaurierung weiterer Bestände konnte erst in den Wintermonaten 1974/75 fortgesetzt werden, als Restauratoren nach ihren externen Verpflichtungen für Außenarbeiten auf Ausgrabungen und bei der Denkmalpflege wieder für Kassel verfügbar und die restliche Finanzierung nach Museumseröffnung gesichert waren.

Weitere restauratorische und dokumentarische Arbeiten erstreckten sich infolge knapper Etats bis 1994. Sowohl die Bewahrung des Bestandes vor und nach dem 2. Weltkrieg als auch der allmähliche Zuwachs und eine Erweiterung des Sammlungsspektrums werden den archäologischen Aktivitäten der Kustoden Hans Möbius, Herbert von Buttlar, Adolf Greifenhagen, Ernst Berger und Reinhard Lullies verdankt.

Über die Restaurierung der antiken Steinskulpturen, wie sie von Juli 1973 bis Frühjahr 1975 von dem Restaurierungsteam in der provisorisch eingerichteten Werkstatt im Untergeschoss von Schloss Wilhelmshöhe durchgeführt wurden, hat instruktiv und exemplarisch F. Hoffmann am Beispiel des Kasseler Apoll berichtet73: »Eine grundlegende Neurestaurierung des [Skulpturen-]Bestandes der Kasseler Antikensammlung … war seit langem dringend erforderlich. Nicht nur, daß die früher vorgenommenen Restaurierungen vom archäologischen Standpunkt aus zum Teil unbefriedigend waren und die Skulpturen durch Kriegseinwirkungen bzw. die Auslagerung wieder gelitten hatten, auch die damals verwendeten Eisendübel, mit denen Fragmente verbunden waren, begannen den Marmor zu zerstören. Wenn Eisen rostet, verfärbt es nicht nur den Stein, sondern hat auch die verheerende Eigenschaft, beim Rosten sein Volumen zu vergrößern und dadurch den Stein zu sprengen. Außerdem war eine gründliche Reinigung der Skulpturen notwendig, da unter der dicken Schmutzschicht nicht nur das Strahlen der Marmoroberfläche verlorengegangen war, sondern sogar einzelne plastische Feinheiten verdeckt waren. […] Die Skulpturen werden zuerst [auf gründlich gereinigten Holzpaletten] in ein Wasserbad gelegt und mit großen Tauchsiedern langsam auf [maximal] 70° Celsius erhitzt (Abb. 11 a). Bei dieser Temperatur löst sich das Collophonium, ein natürliches Harz, das früher meist zum Kleben von Marmorfiguren verwendet wurde, an den Bruchflächen, und die einzelnen Fragmente können voneinander getrennt werden. Gleichzeitig werden die alten Dübel herausgezogen, sofern auch sie mit Collophonium vergossen waren. Häufig sind die Dübel aber auch mit Blei eingegossen, das dann mit millimeterdünnen Bohrern herausgebohrt werden muss, bis man die rostigen Dübel entfernen kann.

 

Abb. 11 a Im Wasserbad Abb. 11 b Bohren der Dübellöcher, F. Hoffmann, E. De Giusti, G. P. Fasan Abb. 11 c Einfügen der heißen Stähle und Vergießen, S. Bertolin, F. Hoffmann
Abb. 11 a-c Restaurierung des Kasseler Apollon [Kat. 1.4] 1973/74

Anschließend werden die einzelnen Stücke, solange sie noch warm sind, mit alkalifreier Kernseife und einer weichen Bürste gewaschen. Beim Erwärmen im Wasserbad lösen sich meistens auch die früher mit Klebe und Dübel angesetzten Marmorergänzungen. Auch sie werden abgenommen, gereinigt und im Magazin gelagert. Es wird weitgehend darauf verzichtet, sie wieder anzubringen, weil man heute zu der Einsicht gekommen ist, daß selbst das fragmentarische Originalstück in aller Regel uns mehr über die einstige Schönheit einer Plastik sagen kann, als eine durch spätere Zutat ergänzte und teilweise verfälschte Skulptur.

Bei der nun folgenden Wiederzusammensetzung werden anstelle der früheren Eisendübel solche aus korrosionsfreiem Edelstahl verwendet und mit einem bei ca. 70° Celsius schmelzenden Kunstharz vergos-sen. Mit dem gleichen Harz werden auch die einzelnen, gründlich gereinigten Bruchflächen aufeinander geklebt. Die Verwendung dieses Klebemittels erlaubt es, die Stücke jederzeit, falls es notwendig erscheinen sollte, im Wasserbad wieder voneinander trennen zu können. [Für das richtige bzw. anpassende Zusammensetzen aus Fragmenten werden die gereinigten Teile zuerst provisorisch angepasst, damit die in die amorphe Kernmasse zu bohrenden Dübellöcher außen auf der Oberfläche der Skulptur in Richtung und Länge anzuzeichnen sind. Nach dem maßgenauen Bohren der Dübellöcher in den separaten Fragmenten (Abb. 11 b) werden Edelstahldübel im heißen Zustand geformt, in einem der zusammengehörigen Bohrlöcher fixiert und mit ggfs. reversiblem Kleber im erwärmten Marmor eingegossen (Abb. 11 c). Abschließend wird das Fragment mit eingeklebtem Dübel mit dem anpassenden Fragment verbunden, indem das Bohrloch zur Aufnahme des bereits einseitig eingefügten Dübels und die Bruchflächen der beiden Fragmente zugleich durch Klebung endgültig zusammengesetzt werden.]

 

Abb. 11 d Anpassen zusammengesetzter Teile Abb. 11 e Vorbereiten zum Zusammenfügen beider Figurhälften Abb. 11 f Zusammenfügen der Figurhälften
Abb. 11 d-f Restaurierung des Kasseler Apollon [Kat. 1.4] 1973/74

Im Gegensatz zu früheren Restaurierungen werden die tragenden und verbindenden Stähle stets in das Innere der Skulptur gelegt, d. h. es wird niemals die originale Oberfläche angegriffen. Beim Kasseler Apollon z.B. wurden zwei Standdübel in beiden Beinen bis in die Höhe der Hüftpartie eingezogen, ein dritter Dübel wurde in den Baumstamm eingesetzt (Abb. 11 d-f). Alle drei Dübel sind [durch die antike Standplinthe hindurchgeführt und] auf einer Duraluminiumplatte unter der Skulptur verschraubt. So wird das ganze Gewicht der Figur bereits in den Hüften aufgefangen und auf die Standplatte abgeleitet; die schon vielfach gebrochenen Fesseln werden dadurch entlastet [und die Standsicherheit der Figur auf ihrer nur bruchstückhaft erhaltenen, kleinen Marmorplinthe gewährleistet.]

 

Abb. 11 g Die zusammengesetzte Statue wird vorbereitet zur richtigen Positionierung auf einer provisorischen Metallplinthe und zur Ergänzung fehlender Teile

Wenn die Skulptur wieder vollständig zusammengesetzt ist (Abb. 11 g), werden die vorhandenen Risse [Bruchfugen] und Löcher geschlossen. Beim Apoll war es auch notwendig, das fehlende Knie und den linken Oberschenkel [teilweise] zu ergänzen. Die Teile wurden mit Ton direkt an der Skulptur modelliert, dann wurden davon Gipsschalen abgenommen, die nach Entfernen des Tones mit Hartgips ausgegossen werden. Anschließend werden alle modellierten Ergänzungen dem Original entsprechend eingetönt und die Skulptur auf [oder in] einem Steinsockel [aus heimischer Basaltlava, die auch für den Fußbodenbelag in römischem Verband Verwendung fand,] aufgestellt.

In Skulpturen, die zum Aufstellen und zur statischen Sicherheit Standdübel benötigen, wird der in Durchmesser und Länge passende Edelstahl so eingefügt, daß das Objekt in seiner erforderlichen Position richtig erscheint und der herausragende Teil des Standdübels lotrecht, montagetauglich (versenkbar, steckbar, verschraubbar) und tragfähig ist.

Die infolge der Alterung und der Brandhitze des 2. Weltkrieges mürbe gewordenen Marmore konnten zum Teil wieder gefestigt werden, indem sie nach der Methode von Silvano Bertolin und Mitarbeitern in ständig erneuertem, schwach- bis mittel-kalkhaltigem Wasser wochen- bis monatelang gelagert wurden.

Um zukünftig die Marmorsorten und deren Herkunft zu bestimmen, werden während der Restaurierungsarbeiten entnommene Materialproben von allen Skulpturen verwahrt74. Die photographische Bilddokumentation der großformatigen Skulpturen konnte mangels eines geeigneten Ateliers und infolge des Termindrucks der freiberuflichen Restaurierungsarbeiten erst von Anfang Januar bis Ende März 1976 in der Ausstellung geschehen. Die auf Skulpturaufnahmen spezialisierte Museumsphotographin M. Büsing improvisierte mit dem Verf. eine raumhohe Kunstlichtbeleuchtung (Abb. 11 h), deren variables Standlicht - in den kontinuierlich nächtlichen Dokumentationskampagnen bei verdunkelten Fenstern wegen der Fassadenanstrahlung - zu einem ausgezeichneten Schwarz-Weiss-Bildmaterial mit sorgfältigsten 18 x 24 cm Vergrößerungen für die Tafelvorlagen führte.

 

Abb. 11 h Skulpturenphotographie in der Ausstellung, 1976

Weitere jeweils mehrwöchige Restaurierungskampagnen des externen Teams75 dienten den noch unbehandelten und nicht gesockelten Skulpturen in einer nun immerhin räumlich abgetrennten und mit einigem technischen Gerät ausgestatteten Kellerwerkstatt ohne Tageslicht. Die nachfolgenden Photodokumentationen leisteten die Museumsphotographin U. Brunzel bis 2007 und in zwei Photokampagnen 1989 und 1994 die freiberufliche Photographin G. Fittschen-Badura.

1985 wurden Proben der sichtbaren Bemalungsreste an antiken Skulpturen [Kat. 1.4. 2.14. 3.3 4.2] von E.-L. Richter entnommen und analysiert76. Die blaugrünen und goldfarbenen Reste am Stabfragment des Kasseler Apollon [Kat. 1.4] enthalten erst seit 1850 im Handel befindliche Pigmente und sind einer neuzeitlichen Einfärbung etwa beim Ergänzen des Bogens 1912 zuzuschreiben; das Rot aus dem Bereich der Haarlocken enthält roten Ocker mit proteinhaltigem Bindemittel und könnte zur ursprünglichen Farbfassung gehören. Die rosaroten Farbreste am Diadem und Rad der Nemesis [Kat. 2.14] deuten auf das Vorliegen von Kermes, dem seit der Antike bekannten Farbstoff, der aus einer Schildlausart gewonnen wurde; das Blattgold am Rad besteht aus einer silberreichen Goldlegierung mit geringem Kupferanteil und deutet auf antiken Ursprung hin. Das Rot von den Lippen der Berenike II. [Kat. 3.3] wird wohl roter Ocker gewesen sein (Analyseergebnis infolge Substanzmangel unsicher). Das Rotbraun aus der mittleren Locke des C. Caesar [Kat. 4.2] enthält roten Ocker, Pflanzenschwarz und proteinhaltiges Bindemittel und dürfte wie das Rot von den Lippen antiken Ursprungs sein.

 

Abb. 12 a Schloss Wilhelmshöhe, Mittelbau Erdgeschoss, Skulpturen, 1986 Abb. 12 b Schloss Wilhelmshöhe, Verbindungsbau im Erdgeschoss, Skulpturen, 1998
Abb. 12 a-b Ausstellung 1974-1998  

 

Bei der Neuaufstellung 1973/74 durften die Leihgaben integrierend in die Bestandspräsentation eingefügt werden, weil sie einvernehmlich mit dem Kustoden in Kenntnis der Lücken der staatlichen Sammlung beschafft worden waren. Die Neuaufstellung der Antikensammlung im Schloss Wilhelmshöhe seit Frühjahr 1974 und die schrittweise Erweiterung durch seither restaurierte Skulpturen (Abb. 12 a-b) gefielen auch Sammlern und Leihgebern. Sie stellten weitere und außerordentlich wichtige Leihgaben zur Verfügung, die thematisch wie chronologisch in den vorhandenen Bestand einzupassen waren77. Diese seit 1973 gewährten Leihgaben [Kat.1.1 1.2 1.28 1.31 -1.34. 3.5 4.10 4.14 7.2 8.6 12.2] haben den Zuwachs an staatlichen Skulpturen [Kat.1.19 1.22 2.2 2.4 . 12.14. 2.20 2.24 3.4 4.2 4.3 4.7 4.11 4.17 4.20 4.21 4.23 5.5 6.4 8.5] entscheidend verstärkt. Wir danken allen Leihgebern, die mit ihren antiken und antikisierenden Skulpturen die materielle Basis für archäologisches Arbeiten erweitern und die ästhetische Begegnung mit antiker Bildhauerkunst in der Ausstellung bereichern.

Im Rahmen des Projektes »Apollon und Athena« konnten neue Gipsabgüsse nahezu sämtlicher Repliken des Kasseler Apollon und der Athena ›Lemnia‹ [Kat.1.4 1.5 ] einschließlich der beiden Kasseler Statuen im Erhaltungszustand des 18. Jhs. dem Skulpturenbestand hinzugefügt werden. Von weiteren Erwerbungen für die Abguss-Sammlung ist die Beschaffung eines neuen Gipsabgusses der Glykon-Kopie des Herakles Farnese Neapel 1992 erwähnenswert78.

documenta-Halle 1998-2000

Während der Bausanierung von Schloss Wilhelmshöhe 1998-2001, die auch zu der Errichtung einer adäquat ausgestatteten Skulpturenwerkstatt führte, waren die großformatigen Skulpturen nur außerhalb des Museums unterzubringen. Sie wurden in der Ausstellung »Die Antikensammlung zu Gast in der documenta-Halle« von 1998 bis 2000 (Abb. 13) in dem großen Oberlichtsaal gezeigt79. Die sammlungsgeschichtlich gegliederte Präsentation nahm in konzeptioneller Reminiszenz an das Museum Fridericianum (1779) in befristeten Sonderausstellungen auch zeitgenössische Kunst auf, die sich mit antiken Skulpturen, Motiven und Mythen auseinandersetzte80.

 

Abb. 13 documenta-Halle, Antikensammlung, 1998 bis 2000

 

Wieder im Schloss Wilhelmshöhe seit 2000/2001

Die Neu-Aufstellung der Skulpturen im sanierten Schloss Wilhelmshöhe (Abb. 14 a-b) erfolgte 2000 und 2001 in dem statisch, lichttechnisch und mit Basaltlava-Bodenbelag günstig ausgestatteten Erdgeschoss. Dank guter Zusammenarbeit mit den externen Steinrestauratoren und einem erfahrenen externen Team für Aufstellungsaufbau81 ließen sich konzeptionelle Veränderungen und funktionale Modernisierungen der Präsentation verwirklichen, die infolge architektonischer Neuerungen im Mittelbau möglich wurden82.

 

Abb. 14 a Schloss Wilhelmshöhe, Mittelbau Erdgeschoss, Skulpturen 2003 Abb. 14 b Schloss Wilhelmshöhe, Verbindungsbau im Erdgeschoss, Skulpturen 2003
Abb. 14 a-b Ausstellung seit 2001

Diese Publikation war seit langem in Vorbereitung. Die abschließende wissenschaftliche Bearbeitung des erfassten und bildlich dokumentierten Bestandes konnte Ende 2002 in Abstimmung mit Michael Eissenhauer, Direktor der Staatlichen Museen Kassel, von dem Unterzeichner gemeinsam mit der Archäologin Nina Zimmermann-Elseify konzipiert, arbeitsteilig projektiert und ausgeführt werden. Zuwendungen für Personalkosten gewährten aufgrund eines Arbeitsplanes die mäzenatischen Leihgeber Familie Dierichs, Kassel, und die Peter-und-Irene-Ludwig-Stiftung, Aachen, verstärkt durch Etatmittel des Museums. Sie ermöglichten Frau Zimmermann-Elseify die Bearbeitung der Römischen Skulpturen auf der Basis eines Arbeitsvertrages von November 2002 bis März 2004. Dem Verfasser wurde von der Museumsleitung zugebilligt, den Bereich Griechische Skulpturen nach seinem Ausscheiden aus dem Amt seit Oktober 2003 fertigzustellen, da er neben der archäologischen Kustodentätigkeit seit 1983 als stellvertretender Direktor der Staatlichen Museen Kassel zunehmend institutionelle Aufgaben zu erfüllen hatte. Der Dank der Autoren gilt auch unseren Lebenspartnern Silvia Gercke und Sherif Elseify für die ausdauernde und tatkräftige Unterstützung bei der Abfassung der Manuskripte. In unseren Dank schliessen wir Annette Nünnerich-Asmus, Wolfgang Schmidt, Lothar Bache und Mitarbeiter des Verlages Philipp von Zabern für die sorgfältige und zuvorkommende Betreuung bei der Drucklegung ein.

Für fachliche Beratungen und vielfältige Hilfen und Auskünfte bei der Bestandspflege, der musealen Präsentation und bei den archäologischen Recherchen wissen wir uns neben den Photographen und Restauratoren zahlreichen Fachkollegen zu großem Dank verpflichtet:

Dieter Freiherr von Andrian-Werburg (Elgershausen), Ernst Berger (Basel), Marianne Bergmann (Göttingen), Monika Boosen (Schwäbisch-Gmünd), Herbert Freiherr Treusch von Buttlar-Brandenfels (Kassel), Herbert A. Cahn (Basel), Annette Felgenhauer (Bremen), Klaus Fittschen (Wolfenbüttel), Hans Frenz (Frankfurt), Heide Froning (Marburg), Brigitte Freyer-Schauenburg (Kiel), Werner Gauer (Ratingen), Barbara W. Gercke (Gunzenhausen), Hans Rupprecht Goette (Berlin), Rüdiger Gogräfe (Mainz), Adolf Greifen-hagen (Berlin), Bernd Hamborg (Uelzen), Ursula Höckmann (Mainz), Ulf Jantzen (Hamburg), Peter Kranz (Erlangen), Antje Krug (Berlin), Wanda Löwe (Berlin), Reinhard Lullies (Göttingen), Peter Lummel (Berlin), Hans Möbius (Bad Homburg v.d.H.), Friederike Naumann-Steckner (Köln), Dieter Ohly (München), Bénédicte Savoy (Berlin), Konrad Scheurmann (Bonn), Bernhard Schmaltz (Kiel), Walter-Herwig Schuchhardt (Freiburg), Christof Schuler (München), Ulrich Sinn (Würzburg), Christiane und Wolfgang Spehr (Augsburg), Karin Tancke (Mainz), Rhea Thönges-Stringaris (Kassel), Martha Weber (Freiburg), Dietrich Willers (Bern), Klaus und Inge von Woyski (Hanau), Konstantinos Yfantidis (Mainz).

Die antiken und antikisierenden Steinskulpturen in Kassel bilden innerhalb der Antikensammlung und im Museumskontext den gewichtigen Schwerpunkt sowohl für die Klassische Archäologie als auch für die klassizistische Sammlungsgeschichte. Sie verdienen zudem in mehrfacher Hinsicht unsere besondere Beachtung: Zum einen veranschaulichen sie vor allem die klassische Periode der griechischen Bildhauerkunst in Form römischer Kopien und römisch-klassizistischer, zitatreicher Neuschöpfungen. Zum anderen stehen sie für den Einfluss antiker Skulptur auf die zeitgenössische Plastik der Antikenrezeption seit dem 17./18. Jh. Ferner bekunden sie das stete Bemühen, die antiken bildhauerischen Werke als zeitgeschichtliche und individuelle Schöpfungen im Spannungsverhältnis von Kunst, Politik und Religion zu verstehen und zu deuten. Dank der Erweiterungen der Skulpturensammlung seit den Anfängen des 17.-18. Jhs. können die plastischen Marmorwerke nun in der Antikensammlung integrierend und spezifisch auf die kulturhistorischen Kontexte besonders aufmerksam machen.

Peter Gercke

*          Zu den Abkürzungen und Sigeln von Publikationen s. Bibliographie. Ferner werden folgende Abkürzungen benutzt: AK = Ausstellungskatalog; FS = Festschrift. - Schräg- und Hilfsansichten der Skulpturen sind im Photoarchiv des Museums vorhanden.

1          Marmorskulpturen in Inventaren: Catalogi Tome XIII „Antiquitäten von Bronze, Marmor und Gyps“ ca. 1768-1774 von Raspe verfasst, verschollen; A. Linnebach (Hrsg.), Der Münchhausen-Autor Rudolf Erich Raspe (Kassel 2005) 68 Anm. 24 (Verf.); Inventar XVII (Abschrift ) ca. 1795, unvollendet und mit Prüfungsvermerken des 19. Jhs.; Inventar Antike I seit 1900/10 (Sk für antike Marmorskulpturen; F für antikisierende Marmorskulpturen und Fälschungen); Inventar Antike II seit 1900/10 (A für Abgüsse; N für Nachbildungen); Leihgaben im Inventar Leihgaben seit 1976 (ALg).

2          H. Philippi, Landgraf Karl von Hessen-Kassel. Ein deutscher Fürst der Barockzeit (1976) 93 f. 648; A. Sacconi, L’avventura archeologica di Francesco Morosini ad Atene 1687-1688 (Roma 1991) 56.

3          Bieber 1910 passim Abb. 1, Taf. 1-2; Bieber 1915, 2; Sanitätsrat Dr. Schwarzkopf, Die Zerstörung des Parthenons zu Athen am 27. September 1687, Hessenland 18, 1904, 102 ff. 120 ff. - Den Truppen war mit J. B. Klaute (1653-1733) als Auditeur (Militärrichter) ein weltoffener, gelehrter Vertrauter des Landgrafen beigegeben, Philippi a. O. (Anm. 2) 94. 626 Anm. 42.

4          A. Holtmeyr, Die Bau- und Kunstdenkmäler VI, Cassel-Stadt (1923) 304 f. Taf. 183 f. (Marstall). 517 f. (Kunsthaus); Gercke 1982, 129 Abb. 1-2 Anm. 1-2; Gercke - Hamborg 1985, 9 Anm. 1 zur Geschichte der 1603 begonnenen Antikensammlung (Verf.).

5          Zu Johann Matthias Gesner (1691-1761): Linnebach a. O. (Anm. 1) 66 Anm. 1 (Verf.).

6          J. B. Klaute, Diarium Italicum 05.12.1699-02.04.1700 (Cassel 1722; Reprint Kassel 2006); Bieber 1915, S. II; Philippi a. O. (Anm. 2) 281 ff.; AK Kassel 1997, 35 ff. (Chr. Lukatis). - Zur Antikensammlung Karls: AK Kassel 1979, 120 Gipsabgüsse (G. Schweikhart); Gercke - Hamborg 1985, 9 f. (Verf.), 17 ff. (L. Völkel); Chr. Höcker, Antike Gemmen (1987/88) 8, 19 ff. (L. Völkel). - Zur antikisierenden Skulptur im barocken Kassel zuletzt: J. L. Burk, Das Marmorbad des Pierre Etienne Monnot, in: K. W. Kopanski - K. Weber (Hrsg.), Das Marmorbad in der Kasseler Karlsaue (Regensburg 2003) 35 ff.; A. Tieze, in: M. Eissenhauer (Hrsg.), Von Herkules bekrönt (Kassel 2004) 53 ff.

7          Johan Hendrik van Wassenaer Obdam (1683-1745). Wassenaer Auktion 1750, mit 386 Nummern. - Zum Sammler: H. M. Brokken (Hrsg.), Heren van stand Van Wassenaer 1200-2000. Met genealogische tabellen door L. J. van der Klooster (Zoetermeer 2001). Hinweis wird Stichting Twickel, Huisarchief verdankt. - Zu Wilhelm VIII.: Both - Vogel 1964 passim; B. Schnackenburg, Landgraf Wilhelm VIII., Gründer der Gemäldegalerie, in: H. Wunder - Chr. Vanja - K. H. Wegner (Hrsg.), Kassel im 18. Jh., Residenz und Stadt (2000) 71 ff.

8          Zum Erwerb und zu Johann Arckenholtz (1696-1777) Antiquarius u. Bibliothecarius in Kassel 1747-66: Bieber 1915, S. II; Both - Vogel 1964, 139 f. 236 (Reg.) Abb. 40; AK Kassel 1979, 120 (G. Schweikhart); Felgenhauer 1996, 6 f. - Zu den Erwerbungen insgesamt und zu der Inventarliste incl. Kaufpreisen von Arckenholtz: Boosen, Wassenaer Obdam (Ms.) bes. Einleitung. Den Auktionskatalog erhielt Wilhelm VIII. schon vier Monate vor der Versteigerung.

9          D. Boschung, Eine Typologie der Skulpturensammlungen des 18. Jhs.: Kategorien, Eigenarten, Intentionen, in: Boschung - v. Hesberg 2000, 11 ff.

10        Bieber 1915, S. II.

11        Bieber 1915, S. III; Both - Vogel 1964, 144. 239. Franz Joseph von Hahn (1699-1748) Weihbischof in Bamberg.

12        Bieber 1915, S. II.

13        Bieber 1915, S. III ff.; Both - Vogel 1973, 213 ff. 218 ff.; AK Kassel 1979, 116 ff. (Verf.), 122 ff. (G. Schweikhart). - Italienreise des Landgrafen Friedrich II. 30.11.1776-28.03.1777: S. L. Du Ry, Journal d’un Voyage en Italie à la Suite de S.A.S. Monseigneur Le Landgrave de Hesse Frédéric II en 1776 et 1777, Ms unvollständig, frz. 14.10.1778, dt. 14.11.1778, LMB Kassel Hass. Fol. 464, 4; AK Kassel 1979 Kat.- Nr. 505 (Verf.).

14        Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) seit 1755 in Rom, seit 1763 Oberaufseher aller Altertümer in und um Rom im Dienst des Vatikan; Both - Vogel 1973, 213 f.; AK Wörlitz/Stendal 1998, bes. 159 (A. Müller).

15        Zu R. E. Raspe (von 1767 bis 1775 landgräflicher Antiquarius): R. Hallo, Rudolf Erich Raspe (1934); Both - Vogel 1973, 215 f.; AK Kassel 1979, Kat. 510 a-b (Verf.); Linnebach a. O. (Anm. 1) 68 ff. Der Antiquarius R. E. Raspe bes. 68 ff. (Verf.).

16        Johann Friedrich Reiffenstein (1719-1793), Pagenhofmeister in Kassel 1745-1759, Rat 1760 und für eine zweijährige Studienreise nach Italien beurlaubt, seit 1762 dort ansässig geblieben, Vertrauter Winckelmanns und nach dessen Tod 1768 Nachfolger als Cicerone in Rom: Both - Vogel 1973, 213 ff. Abb. 68; AK Wörlitz/ Stendal 1998, 161 f. Kat. VI. 3 Abb. (A. Müller). - Zur Athena ›Lemnia‹ Kat. 5, Ankauf aus der Slg. Wallmoden bzw. von Th. Jenkins, vermittelt von Reiffenstein (?), vgl. Briefkonzept 05.04.1777 von Friedrich II. an Reiffenstein in Rom, AK Kassel 1979 Kat. 507 b (Verf.).

17        Zu B. Cavaceppi (~1716-1799), G. Hamilton (1723-98), Th. Jenkins (~1720- 1798), G. B. Piranesi (1720-1778): A. Rügler - M. Kunze, Antikenhandel und Antikenrestaurierung in Rom, in: AK Wörlitz/Stendal 1998, 97 ff.; H. Heres in: W.-D. Heilmeyer - H. Heres - W. Maßmann, Schinkels Pantheon (Mainz 2004) 19 ff. - Zu J. L. von Wallmoden (1736-1811): Slg. Wallmoden 1979).

18        Zum ›Frachtbrief‹: R. Hallo, Hessenland 40, 1928, 108; abgedruckt in: G. Schweikhart (Hrsg.), R. Hallo, Schriften zur Kunstgeschichte in Kassel (1983) 60 f., Original bei den Akten des Naturkundemuseums im 2. Weltkrieg vermutlich verbrannt, Abschrift von R. Hallo ca. 1927/28 im mhk Museumsarchiv Antikensammlung.

19        Signatur am Pantheon von Chichi, Roma 1782, s. P. Gercke - N. Zimmermann-Elseify, Antike Bauten, Korkmodelle von Antonio Chichi 1777-1782 (Kassel 2001) 7. 14 Abb. 1.

20        F. Ch. Schmincke, Beschreibung der Hochfürstlichen Residenz- und Hauptstadt Cassel (1767) 134 ff.

21        Namensgebung per Ordre v. 18.09.1778; Bieber 1915, S. V; K.-H. Wegner, Gründung und Einrichtung des Museum Fridericianum. Seine Bedeutung für die Kulturgeschichte der Aufklärung, in: Hessische Heimat 27, 1977, 154 ff.; AK Kassel 1979, 78 ff. Gebäude (J. Schuchard - H.-Chr. Dittscheid), 116 f. Antiken (Verf.), 124 f. Antikenrezeption (G. Schweikhart), 128 f. Vor- und Frühgeschichte (I. Kappel), 142 ff. Bibliothek (H.-J. Kahlfuß); Chr. Becker, Vom Raritäten-Kabinett zur Sammlung als Institution (1996) 131 ff.; A. Linnebach, Raspe und das Museum Fridericianum, in: Linnebach a. O. (Anm. 1) bes. 94 f.; J. Vercamer, Das Museum Fridericianum in Kassel, in: B. Savoy (Hrsg.), Tempel der Kunst (2006) 309 ff., 503 ff.

22        Sechs Bronzenachgüsse der Slg. Medici in Genua 1756 erworben: Venus Medici (1807/1815 über St. Cloud nach Berlin, verschollen), Merkur (1807/1815 über St. Cloud an General v. Sacken, verschollen), Ringergruppe (1929 an Kunsthandel abgegeben, seit 1959 München, Bayer. Nationalmuseum), Satyr mit der Fußklapper/Kroupeziontreter Inv. N 4, Idolino Inv. N 8, Schleifer Inv. N 7; R. Hallo, JdI 42, 1927, 193-220 Abb. 5. 9. 11. 12; AK Kassel 1979, 121 f., 266 f. Kat. 519-522 (G. Schweikhart).

23        AK Kassel 1979, 283 ff. Kat. 544 Ceres, Kat. 545 Flora, Kat. 546 Antinous (G. Schweikhart); wohl 1912/13 vom Museum Fridericianum zum Schloss Wilhemshöhe Weißensteinflügel transferiert.

24        Venus Medici, hier Kat. 12.4.

25        »Essai d’une description du Musée Fredericien«, Vortrag 1784 des Architekten S. L. Du Ry (1726-99) in der Société des Antiquités für einen geplanten Museumsführer: H.-K. Boehlke, Das Museum Fridericianum, Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 74, 1963, 91 ff. Übersetzung des Ms. LMB Kassel Hass 464, 12; AK Kassel 1979 Kat. 513 b (Verf.).

26        Zu Cavaceppis Ergänzungen: AK Kassel 1979, 125. 283, Kat. 517 b (Verf.); Raccolta d’antiche statue bassorilievi ed altre sculture restaurate di Bartolomeo Cavaceppi I-III (Roma 1768-1772); Bd. I von Friedrich II. 1777 in Rom erworben, darin hatte Cavaceppi mit Blei die Ergänzungen kenntlich gemacht, Exemplar im 2. Weltkrieg verbrannt.

27        AK Kassel 1979, 124 (G. Schweikhart).

28        Memoires de la Société des Antiquités de Cassel, Tome I (Cassel 1780); K. Bernardi, Kurzer Abriss einer Geschichte der Gesellschaft, Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 1, 1837; Both - Vogel 1973, 226 f.; AK Kassel 1979, 10. 116 f. 122 f. (G. Schweikhart), Kat. 514 a-e (Verf.).

29        AK Kassel 1979, 46 Kat. 144 Me 9 b (W. Hess).

30        Akten: LMB Kassel, Ms. Hass. 241, XIV 1 u. 2; AK Kassel 1979, 123 (G. Schweikhart).

31        Eloge de Mr. Winkelmann … par Mr. C. G. Heyne, in: Memoires de la Société des Antiquités (1780) 1 ff.; A. Schulz, Die Kasseler Lobschriften auf Winckelmann, mit Einführung und Erläuterung. Jahresgabe der Winckelmann-Gesellschaft Stendal (1963); AK Kassel 1979, Kat. 515 a-b (Verf.).

32        MHK Antikensammlung Inv. F 446. Bronze, braun patiniert. H 48,2 cm, nach der Marmorbüste von F. W. E. Doell (1750-1816), heute in Gotha, Schloss Friedenstein, gegossen von Louis Valadier Rom, 1777/78; AK Kassel 1979, Kat. 518 b (G. Schweikhart)).

33        z. B. Hygea (D. Tiedemann), Laokoon (Friedrich II.), Minerva (D. Tiedemann), Pan (D. Tiedemann), Phönix (G. Forster), Venus (D. Tiedemann).

34        AK Kassel 1979, 123 f. (G. Schweikhart); LMB Kassel, Ms. Hass. 241, XIV, 1, fol. 1456.

35        H. Knackfuß, Geschichte der Königlichen Kunstakademie zu Kassel (1908) 25 ff.; M. Heinz, Die Kunstakademie in Kassel 1777 bis 1803, in: H. Wunder - Chr. Vanja - K.-H. Wegner (Hrsg.), Kassel im 18. Jh. (2000) 212 ff. Am 22. Mai 1779 genehmigte der Landgraf die Statuten, am 26. Oktober 1781 wurde sie zur Maler-, Bildhauer- und Baukunst-Akademie erweitert; K. Ege, Ausbildung an der Architektur-Akademie in Kassel 1781-1840, in: P. Gercke u. a., Antike Bauten in Modell und Zeichnung um 1800. AK Kassel (1986) 33 ff.

36        s. K.-H. Wegner, Hessische Heimat 27, 1977, bes. 158 ff.

37        Vorläufer Antiquarium Residenz München seit 1566/71: H. Frosien-Leinz, Das Antiquarium der Residenz, erstes Antikenmuseum Münchens, in: K. Vierneisel - G. Leinz, Glyptothek München 1830-1980. AK München (1980) 310 ff.; B. Kaeser, Glyptothek und Antikensammlungen, MüJb 38, 1987, 225 ff. - Brandenburg/Berlin seit 1671/1703: G. Heres in: Beck u. a. 1981, 187 ff.; G. Heres in: Boschung - v. Hesberg 2000, 130 ff. - Dresden seit 1723: G. Heres in: Boschung - v. Hesberg 2000, 130 ff.; zuletzt: AK Dresden 2000, 9 f. Die Antiken im 18. Jh. (K. Knoll). - Wallmoden Hannover-Herrenhausen seit 1765/66: R. E. Raspe, Nachricht von der Kunstsammlung des Hrn. General von Walmoden zu Hannover 1767; Sammlung Wallmoden (1979) bes. 22. ff. Kat.-Nr. 1-55 (H. Döhl - K. Fittschen); K. Fittschen in: Boschung - v. Hesberg 2000, 49 ff.; Linnebach a. O. (Anm. 1) 67 (Verf.). - Wörlitz seit 1765/1766: E. Paul, Wörlitzer Antiken (1965/21977); D. Rößler in: Boschung - v. Hesberg 2000, 134  ff. - Abguss-Sammlung Mannheim Antikensaal seit 1769: W. Schiering, in: K. Vierneisel - G. Leinz, Glyptothek München 1830-1980. AK München (1980) 322 ff.; W. Schiering, in: Beck u. a. 1981, 257 ff. - Abgusssammlung Göttingen seit 1767: Sammlung Wallmoden (1979) 100 ff., Katalog Gipsabgüsse (Chr. Böhringer).

38        D. Boschung - H. v. Hesberg, Aristokratische Skulpturensammlungen des 18. Jhs., in: Boschung - Hesberg 2000, 5-10; D. Boschung, Eine Typologie der Skulpturensammlungen des 18. Jhs. Kategorien, Eigenarten, Intentionen, in: Boschung - Hesberg 2000, 11-19.

39        Tiedemann 1779-1780. Dieterich Tiedemann (1748-1803) in Kassel Prof. für lat.-griech. Sprache seit 1776 und seit 1778 auch Prof. der Altertümer am Collegium Carolinum, ab 1786 ord. Professor der Philosophie an der Universität Marburg; F. W. Strieder’s Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte XVI (1812) 182 ff.; F. Gundlach, Catalogus Prof. Academiae Marb. 1527-1910 (1927) s. v. Tiedemann.

40        H. Philippi, Das Haus Hessen (1983) 120 ff.; L. Seelig, „König Lustik“ im Bildnis, in: Kunst und Antiqitäten IV, 1984, 56 ff.; K.-H. Wegner, Kurhessens Beitrag für das heutige Hessen (1999) 96-104.

41        Zu Dominique-Vivant Denon (1747-1825): Völkel 1813, 263 ff. 318 ff.; Völkel 1818, 152-155.; AK Paris 1999 passim. Denon u. Napoleon richten 1800 die Antikensäle im Musée central des Arts ein. Denon 1802 Generaldirektor der Museen, seit 1803 Musée Napoléon. Chronologie Denon 494 ff. (M.-A. Dupuy). - Zu Denons Mission 1806/07: AK Paris 1999, 170 ff., in Kassel bes. 174 ff. (B. Savoy); Savoy 2003a, 115 ff. - Zur Geschichte der Antikensammlung des Louvre und zur Auswahl-Ausstellung im Louvre 1999: AK Paris 1999, 182 ff., Kat. 196 Farbtafel Kasseler Apollon (D. Gallo).

42        Zu Benjamin Zix (1772-1811): AK Paris 1999, 272 f. (M.-A. Dupuy), Index 538, bes. Kat. 144. 145. Abb. Denon sichtet bereits abgehängte Bilder in der Gemäldegalerie für den Transport nach Paris. - Zu Perne: AK Paris 1999, 281 Anm. 22 (C. Delmas), Index 535, Kat. 142. - Zu Graf von Bohlen: Völkel 1813, 264.

43        Völkel 1813, 265 ff.; Völkel 1818, 152 ff. - Zur Vita Ludwig J. Völkels (1762-1829), Antiquarius 1789/95-1829: Völkel 1813, 249-60, 318-47 (A. Duncker); H.-J. Kahlfuß, Ex Bibliotheca Casselana - 400 Jahre Landesbibliothek Kassel (1980) 78 f. Bibliothecarius, Schriftenverzeichnis; Gercke - Hamborg 1985, 11 f. 15 ff. Völkels Geschichte der Münzsammlung 1803; Chr. Höcker, Antike Gemmen Kassel (1987/88) 17 ff. Völkels Geschichte der Gemmensammlung 1805.

44        Salle de Diane. Stich Normand - Zix: AK Paris 1999, Kat. 155 Abb. (G. Bresc-Bautier) Zustand Okt. 1807 bis mind. 1810; Savoy 2003b, 355 Abb. 72; Martinez 2004, 14 Abb. 6; B. Savoy (Hrsg.), Tempel der Kunst (Mainz 2006) 321 Abb. 18. - Die Kasseler Exponate außen l. beginnend: zwei Aschenurnen [Kat.8.1 8.3 ], Sarkophagrelief [Kat. 8.7], Figur 3 Hygieia [Kat. 2.6], Figur 5 ›Paris‹ [Kat. 2.12], Figur 7 Athena [Kat. 1.5], Figur 8 ›Boxer‹ [Kat. 1.10+1.12], Figur 10 ›Herkules mit Spindeln‹ [Kat.3.1+1.24], Figur 12 Gladiator [Kat. 1.7+1.8]. - Salle des Fleuves 1811/12: AK Paris 1999, Kat. 156 Abb. (G. Bresc-Bautier) Raumansicht ohne die nebeneinander ausgestellten Apollonrepliken Kassel [Kat. 1.4] und Paris Inv. MA 885, s. AK Kassel 1991, Kat. 2 Gipsabguß (Verf.).

45        Die französische Übernahmeliste (Kopie mhk Museumsarchiv, Original Paris AN,O2 842) »Inventaire des Statues en marbre, des bronzes et … choisis par le Directeur général du Musée Napoléon dans le Museum Fridericianum à Cassel, pour être Envoyés à Paris, 09. Jan. 1807«: Savoy 2003b, 409 ff. Inventaire Cassel (2). - Catalogue L’exposition des œuvres saisis par D.-V. Denon au Musée Napoléon 1807/08, Sculpture [Kassel], in: Savoy 2003b, 9 ff.; Martinez 2004, 841-854 Konkordanz; Einzelnachweise s. hier im Katalog unter Publiziert.

46        Völkel 1818, 154; Les restaurateurs in Paris: AK Paris 1999, 135 (G. Bresc-Bautier).

47        Zur Rückführung durch deutsche Kommissionen 1814/15: Völkel 1813, 318 ff.; Savoy 2003a, 147 ff. - Zu den diversen deutschen Ansichten anläßlich der Rückgabe 1814/15: AK Paris 1999, 258 ff. (B. Savoy); Savoy 2003a, 239 ff.; W.-D. Heilmeyer, Einleitung: Die Einrichtung der Rotunde, in: W.-D. Heilmeyer - H. Heres - W. Maaßmann, Schinkels Pantheon (Mainz 2004) 3-18.

48        Reparaturen an 18 Statuen und vier Büsten; abgelöste Glieder wieder befestigt oder ersetzt, ausgebrochene Stücke wieder eingefügt, alles Schadhafte ausgebessert. Bericht Völkels an Kurfürst Wilhelm I. v. 21.06.1816, mhk Museumsarchiv; Bieber 1915, S. VII. - Zu Johann Christian Ruhl (1764-1842): AK Kassel 1979, 90 f. (M. Heinz); H. Ottomeyer (Hrsg.) Künstlerbildnisse. Porträts von Tischbein bis Beuys. AK Kassel 1996, Kat. 15. 16. 28. (St. Heraeus).

49        Zu den Pariser Publikationen insgesamt: AK Paris 1999, 160 f. Kat. 164-185 (I. le Masne de Chermont). - Die Abbildungen Kasseler Skulpturen in Pariser Publikationen zitieren Bieber 1915 und Savoy 2003b, Kat. 9 ff. Die Pariser Publikationen in Kassel sind 1941 verbrannt.

50        Völkel 1818, 155.

51        Völkel 1818: Nr. 1 Pallas Minerva [Kat. 1.5+1.14]; Nr. 2 Apoll mit Bogen und Köcher [Kat. 1.4]; Nr. 3 Apoll ausruhend mit Leier [Kat. 1.21+2.3]; Nr. 4 Hygiea [Kat. 2.6]; Nr. 5 Hercules mit Spindeln [Kat. 1.24+3.1]; Nr. 6 Paris [Kat. 2.12]; Nr. 7 Gladiator/Athlet [Kat. 1.7+1.8]; Nr. 8 Römer (D. Iulianus?) [Kat. 4.5+4.18].

52        Völkel 1818, 163.

53        J. Böhlau, Das Königliche Museum, in: Tausendjahr-Feier der Residenz Cassel vom 27. bis 29. September 1913. Heft 2 „Kunstpflege in Cassel“ (1913) o. S.

54        Zur Vita Eduard Pinder (1836-1890): Lebensbilder aus Kurhessen-Waldeck 1 (1930) 219 ff. - Zur Abguss-Sammlung: AK Kassel 1991, 39 ff. bes. Anm. 1 (Verf.).

55        Johannes Böhlau (1861-1941), in Kassel von 1891-1928, seit 1902 Direktor des Museum Fridericianum, seit 1924 Direktor der Staatlichen Sammlungen. - Zur Vita: Lullies - Schiering 1988, 146 f. (Verf.); Samos. Die Kasseler Grabung (Kassel 1996) 6. 160 ff. (Verf.).

56        Bericht J. Böhlau an die Direktion vom 01.08.1895.

57        Christoph Nüßlein (~1869- nach 1937). Bieber 1913, 264; Bieber 1914, 3 f.; Bieber 1915, S. I (J. Böhlau). - Bauplastik von Nüßlein: Landesmuseum Kassel (1988) 16. 18 (M. Schmidt).

58        s. Bieber 1915; vgl. auch Bieber 1910, 1913, 1914. - Zur Vita Margarete Bieber (1879-1978): Lullies - Schiering 1988, 196 f. (L. Bonafante). Promotion 1907, 1908 zur Bearbeitung eingeladen, 1909/1910 Reisestipendiatin des DAI mit Aufenthalt bis 1914 in Rom, Griechenland und Kleinasien, zwischenzeitlich in den Sommern 1912/1913 bei der Skulpturenrestaurierung in Kassel. »Diese Arbeiten in Kassel waren meine erste wissenschaftliche Leistung, verbunden mit vielen schönen Erinnerungen an die glücklichen Tage in Kassel« (briefl. 1974/76). Böhlaus Bemühungen um eine Bezahlung ihrer Arbeit blieben wohl bis zur Bewilligung der 1. Rate für den Neubau 1910 vergeblich.

59        Zur Museumskonzeption, Baugeschichte 1911-1913, Einrichtung und Eröffnung 23.08./01.09.1913: Landesmuseum Kassel 1988, 13 ff. 45 ff. Architekt Theodor Fischer (M. Schmidt) 95 f. Abb. 1-3 Antikensaal (Verf.); W. Nerdinger (Hrsg.), Theodor Fischer. AK München (1988) Kat. 144 Abb.

60        Bieber 1915. Das Erscheinen ermöglichten Beiträge der Kurhessischen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft und des Museumsvereins für Hessen-Kassel.

61        M. Schmidt, in: Landesmuseum Kassel 1988, 23.

62        Abgüsse im Erdgeschoß der Gemäldegalerie und ausgeliehen an die Universität Marburg; Nachgüsse in den Bibliotheksräumen des Museum Fridericianum verblieben; antikisierende neuzeitliche Skulpturen an die Kasseler Kunstakademie geliehen.

63        Kurt Luthmer 1941, zitiert in: Landesmuseum Kassel 1988, 97 Anm. 12 (Verf.)

64        Landgrafenmuseum: H. Möbius, Die Antikensammlung im Landgrafen-Museum zu Kassel, Hessenland 14, 1937, 196 ff.; wiederabgedruckt in: H. Möbius, Studia Varia (1967) 146 ff.; Landesmuseum Kassel 1988, 97 f. Abb. 4-8 (Verf.). - Zur Vita Hans Möbius (1895-1977): Landesmuseum Kassel (1988) 164; Lullies - Schiering 1988, 264 f. (W. Schiering). - Zu Landgraf Philipp von Hessen (1896-1980) als Antikensammler: M. Miller, Antike aus dem Hause Hessen. AK Museum Schloß Fasanerie (2005) 17-23.

65        Erwerbungen zeigte H. Möbius in: EA 4243 bis 4249 an, s. Register.

66        H. v. Buttlar, Die Kasseler Antiken (1948); Landesmuseum Kassel 1980, 101 ff. (Verf.). - Restaurierungen durch Bildhauer Paul Haeßler (1901-52), bis 1953 durch Bildhauer Haarberg, ferner P. A. Kirchvogel. - Zur Vita Herbert v. Buttlar (1912-76), Kustos 1948-56: Landesmuseum Kassel 1988, 160.

67        Zu antiken Skulpturen der Hess. Hausstiftung in Schloss Fasanerie, Eichenzell bei Fulda: Heintze 1968; M. Siemer, Die Antiken des Landgrafen Philipp (1896-1980), in: M. Siemer, Museum Schloß Fasanerie bei Fulda (Braunschweig 1988) 71 ff.; P. Gercke, Pergami Symplegma des Kephisodot?, in: M. Schmidt (Hrsg.), Kanon. FS E. Berger, AntK Beih. 15 (1988) 231 ff.; K. Tancke, Die Orest-Pylades-Gruppe, Kunst in Hessen und am Mittelrhein 30, 1990, 19 ff.; Chr. Häuber, in: Hellenistische Gruppen 1999, 157 ff.

68        Zur Vita Adolf Greifenhagen (1905-1989), Kustos 1957/58: Landesmuseum Kassel 1958, 160; E. Zwierlein-Diehl, Nachruf, JbPreussKul 26, 1989, 27 ff.

69        Berger 1962; Landesmuseum Kassel 1988, 102 f. Abb. 11 (Verf.).

70        Zur Vita Reinhard Lullies (1907-1986) Kustos 1962-1972: Kunst in Hessen und am Mittelrhein 25, 1985, 97 ff. Nachruf, Schriftenverzeichnis (Verf.); Lullies - Schiering 1988, 301 f. (A. Krug). - Erwerbungen: R. Lullies, AA 1966, 119 ff.; R. Lullies, AA 1972, 30 f.

71        Arbeiten der Bildhauer- und Steinmetzwerkstatt Habermann & Zinn, Kassel: drei Torsen [Kat. 1.10 1.21 3.1], neun Köpfe und das Sarkophagfragment [Kat. 8.8] mit Messingdübeln auf dunklen Diabassockeln montiert (anstelle von Eisendübeln auf ehemals hellen Steinsockeln); Athena ›Lemnia‹ [Kat. 1.5], ›Paris‹ [Kat. 2.12] und Hygieia [Kat. 2.6] nach Ausbesserungen und chemischer Reinigung in Plastikfolie verpackt und im ungedeckten Innenhof des Landesmuseums bis 1973 magaziniert.

72        Silvano Bertolin (geb. 1938) und seine Mitarbeiter Frank Hoffmann (1936-2004), Gian Pietro Fasan (geb. 1947), Eliso Giocondo De Giusti (1939-1987); Carola Scheunemann (geb. 1937) retuschierte Stuck- und Gipsergänzungen März 1974. Die Finanzierung der Restaurierung 1973/75 im Rahmen der Gesamtbaumaßnahme hat ihre Parallele in 1912/13, s. J. Böhlau, Vorwort in: Bieber 1915, S. I. - Einen namhaften Betrag zur Restaurierung des Kasseler Apollon [Kat. 1.4] hat die Stadtsparkasse Kassel unter der Leitung von Hans-Karl Nelle 1973/74 gespendet.

73        Informationen Kassel V Nr. 4, April 1974. Handzettel Staatliche Kunstsammlungen Kassel, Antikensammlung Blatt 4 (mehrfach nachgedruckt); hier mit einigen Zusätzen [Verf.].

74        Die Kontakte 1975/76 zur Archäometrie zwecks Bestimmung der Marmore blieben ergebnislos. Inzwischen sind naturwissenschaftliche Analyseverfahren zur Marmorbestimmung entwickelt worden.

75        S. Bertolin mit wechselnden Mitarbeitern (F. Bertolin, L. Bertolin, G. P. Fasan, A. Neubauer, E. De Giusti) Juli 1976 und Nov.-Dez. 1977: Abformen der Skulpturen für Abgüsse zum Verkauf (s. Verkaufsprospekte); Nov.-Dez. 1985: 54 Skulpturen gereinigt, gedübelt, gesockelt; Dez. 1986: Entsinterung von Skulpturen durch Ultraschall, Florentiner Bronzenachgüsse montiert; Nov.-Dez. 1992: Abformung des Herkules Farnese in Neapel und Lieferung des Abgusses Inv. A 388, Restaurierung und Montage [Kat.6.4 8.5 u. a.].

76        Untersuchungsbericht vom 01.02.1986 von Prof. Dr. Ernst-Ludwig Richter, Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart, Institut für Technologie der Malerei.

77        Publ.: Slg. Dierichs 1981; P. Gercke, AA 1983, 525 ff.; U. Schmidt (Hrsg.), Skulpturen der Sammlung Ludwig in Kassel (1994). - Weitere Leihgaben aus deutschem Privatbesitz [Kat. 1.1 1.2 3.4 4.10 4.14 12.5]. - Den Erwerb der Nemesis [Kat. 2.14] haben Zuwendungen der Deutschen Kali + Salz AG Kassel, der Wintershall AG Kassel, des Raiffeisenverbandes Kassel, der Stadtsparkasse Kassel und Sondermittel des Hessischen Kultusministeriums Wiesbaden 1977 ermöglicht.

78        AK Kassel 1991, Kat. 1-51 ; zu den vier rekonstruierenden Nachbildungen: ClassiColor. AK Kopenhagen (2004) 87 ff. Abb. 1-6 (Verf.); Herakles Farnese Inv. A 388, Museumsführer Kassel 2000, 59 (M. Klee); vgl. Kat. 1.22.

79        Restauratorische Betreuung für Transport und Aufbau 1998: S. Bertolin mit Mitarbeitern und mit Museumsrestaurator G. P. Fasan. - Restauratorische Betreuung für Transport und Aufstellung des Kasseler Apollon in Paris 1999: S. Bertolin.

80        Die Antikenausstellung als Laboratorium für befristet integrierte zeitgenössische Kunst: Apollo - Skulpturen von Christoph Bergmann. Kataloge der Staatlichen Museen Kassel Nr. 25 (1998); AK Kassel 1999, 27 Abb. S. 28-29 (Verf.); Antike(n) auf die Schippe genommen. Bilder und Motive aus der Alten Welt in der Karikatur. Ausstellungskatalog der Winckelmann-Gesellschaft (1998); Zwiesprache mit den Göttern (studentisches Projekt der Kunsthochschule Kassel) 2000.

81        Steinrestauratoren Chr. Kronewirth (Trier) und A. Wendel (Herxheim) und Museumsrestaurator G. P. Fasan mit modernen Wasserdampfreinigungsverfahren; Ausstellungsaufbau-Team Fuchs und Tewes, Kassel. - Die Baumaßnahme stellte die Mittel bereit, um restliche Holzsockel durch Basaltlavasockel und sämtliche zwischen 1973-1975 verchromte und nun rostansetzende Stahl-Objektträger durch matten Edelstahl zu ersetzen.

82        1. Bauabschnitt eröffnet im Juni 2000; 2. Bauabschnitt eröffnet Ostern 2001. - Chr. Löhr, AW 31, 2000, 289 ff. Vorbericht; Museumsführer Kassel 2000, 13-15 (Verf.); P. Gercke - N. Zimmermann-Elseify, AW 35, 2004/2, 81-86.


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